Auf diesem Bild ist eine ungewöhnliche Konstruktion zu sehen.
Da ist ein Turm, von dem eine Brücke auf Stahlpfosten durch den Wald und an Gebäuden entlang führt.
Ein Pfad in Baumwipfelhöhe. Sieben Millionen Euro sollen dafür investiert worden sein. Er ist am 11. September 2015 für den Besucherverkehr freigegeben worden. Das Gebäude, das vom Baumwipfelpfad umschlossen wird, gehört zu den ehemaligen Lungenheilstätten in Beelitz bei Potsdam. Die Gebäude wurden zwischen 1898 und 1930 von der Landesversicherungsanstalt Berlin errichtet, weil Tuberkulose damals insbesondere in den engen Mietsquartieren in Berlin stark verbreitet war. Antibiotika gab es noch nicht. Die einzige Therapie bestand darin, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren und den Patienten viel saubere Luft, Licht und gute Ernährung zur Verfügung zu stellen.
Ich finde es immer wieder erstaunlich wie viele Gedanken sich die Architekten zu dieser Zeit gemacht haben und welche guten Lösungen schon damals realisiert wurden. Das ist gut am Gebäude der ehemaligen Chirurgie zu sehen.
Das Wohl und die Gesundung der Patienten hatten hohe Priorität. Die Patientenzimmer waren grundsätzlich nach Süden ausgerichtet. Zu den Zimmern gehören Loggien, in denen man frische Luft genießen konnte. Jede Loggia war mit einer Markiese ausgestattet. Die Reste sind noch zu sehen. Im Dachbereich sind auf beiden Seiten des Hauptgiebels Dachgärten zu erkennen. Nicht sichtbar sind weitere Raffinessen. Die Versorgung und Entsorgung war über Kellergänge möglich. So gibt es Schächte, über die schmutzige Wäsche eingeworfen werden konnte, die dann ebenfalls im Keller landete und dort dann weiter transportiert werden konnte.
Die meisten Gebäude wurden nach dem Krieg von der sowjetischen Armee als Lazarett genutzt. Nachdem 1994 die sowjetische Armee sich zurückgezogen hat, waren viele Gebäude dem Verfall und dem Vandalismus ausgesetzt. Im Nordteil des Geländes wird eine neurologische Klinik weiter betrieben.
Das Gebäude, das vom Baumwipfelpfad umschlossen wird, war 1944 im Zuge der Kriegseinwirkungen ausgebrannt. Es ist offenbar seitdem nicht restauriert und genutzt worden sondern war dem Verfall ausgesetzt. Hier kann man beobachten, wie 70 Jahre Wind und Wetter den Baumaterialien unterschiedlich zugesetzt haben. Manche Fassadenbereiche sehen fast unversehrt aus, Während die Stahlkonstruktion des Dachgebälks zum Teil völlig weggerostet ist. An anderen Stellen ist zwar das Stahlgerüst noch vorhanden, aber das Mauerwerk, das das Dach tragen sollte, ist zerbröselt und die Stahlauflagen strecken sich in die Luft. Man sieht auch, was für mächtige Bäume sich auf dem Dachgeschoss entwickelt haben und man kann sich gut vorstellen, wie einsturzgefährdet das Alles ist.
Der Baumwipfelpfad ist von einer HPF-Projektentwicklungsgesellschaft errichtet worden, die damit öffentliches Interesse für das Areal wecken möchte. Informationen sind hier zu finden.
Man kann auch Führungen und Fotosessions buchen. Da sollen viele interessante Details vermittelt werden.
Auch der RBB hat schon über das Vorhaben berichtet.
Wenn man sich das Alles angesehen hat, kann man danach in aller Ruhe darüber nachdenken, ob es denn eigentlich sinnvoll ist, dafür Arbeit, Kraft und Geld aufzuwenden. Es sind schon viele unserer Steuergelder nicht optimal für uns zum Einsatz gebracht worden, siehe Bankenrettung oder der Berliner Flughafen BER. Ist uns die Geschichte und ihre Dokumentation so viel wert?
Ich weiß nicht, wie ich mich dazu entscheiden sollte. Aber vielleicht möchte Jemand dies kommentieren?