Auch in Goyatz ist jetzt Winter. Es ist kalt, obwohl die letzten Schnee-Reste sich allmählich zu Wasser wandeln und eine dünne schlammige Schicht auf dem noch gefrorenen Boden hinterlassen. Ungemütlich.
Und in den nächsten Tagen sind wieder frostige Temperaturen hinunter bis -13 °C angesagt.[map]

Während der letzten Frostperiode in den ersten Januartagen habe ich mit Argusaugen beobachtet, wie die Temperatur im Badezimmer im Ferienhaus  immer mehr zurück ging. Erst lag die Temperatur bei 4 °C, als die Außentemperatur auf -10 °C fiel, ging die Temperatur im Bad jeden Tag um 1,5 Grad zurück.

Weil ich dieses Jahr das Wasser nicht abgelassen habe, damit das Haus betriebsfähig bleibt, musste ich mir Sorgen um Frostschäden machen.

Ich bin deshalb hinausgefahren und habe im Bad einen elektrischen Öl-Radiator in Betrieb genommen, der dann die Temperatur mit wenig Energieaufwand  knapp über der Frostgrenze gehalten hat.

Ich konnte mir nur deshalb sicher sein, wie die Verhältnisse im Haus sind, weil ich ein Hausautomationssystem installiert hatte und die Messwerte nach Hause übermittelt wurden. Dadurch konnte ich zeitgerecht reagieren.

So sieht zur Zeit das Web-Frontend meines Hausautomationssystems aus:

 

Ich benutze dafür das OpenSource-Tool Fhem (Freundliche Hausautomatisierung und Energie-Messung). Das ist ein sehr mächtiges Softwarepaket mit vielen Möglichkeiten der Darstellung und auch vielen Möglichkeiten zur Einbindung von Gerätetechnik vieler Hersteller. Durch die Vielfalt ist aber auch die Konfigurierung nicht ganz trivial. Die Software ist auf einem Raspberry Pi mit Linux-Betriebssystem Raspbian installiert.

 

Der Raspberry hat den Vorteil, dass er nur für ca. 2 W Stromkosten verursacht und preiswert für ca. 60 Euro zu haben ist.

Für die Temperaturmessung benutze ich Sensoren TX 29DTH-IT der Firma Technoline.thermometer

Die werden oftmals sehr günstig für unter 12 Euro pro Stück angeboten. Sie sind batteriebetrieben und können damit sehr flexibel überall angebracht werden. Die Batterien sind vom Typ Mignon AA und sollen etwa 2 Jahre halten. Die Sensoren senden ihre Daten in kurzen Zeitabständen auf der Funkfrequenz 868 MHz.

Die Signale werden empfangen über einen Funkchip Jeelink, ausgeführt als USB-Stick. Dieser USB-Stick ist am Raspberry eingesteckt und in Fhem eingebunden. Der Jeelink ist ein universeller Funkchip auf Arduino-Basis. Ich habe ihn mit Firmware geflasht, mit der der Chip das LaCrosse-Funkprotokoll der Thermometer versteht.

Mit etwas Know-How kann man die Werte auf seinem eigenen Hausgrundriss darstellen lassen.

Im unteren Teil des Bildes sieht man einen Plot mit dem Temperaturgang der letzten Tage auf meiner Terrasse. Man sieht, dass es am 10. Januar etwas Sonnenschein gegeben hat, der die Temperatur auf 10°C angehoben hat.

Die Funkschaltersymbole an linken oberen Bildrand bedienen einfache Funksteckdosen aus dem Baumarkt, die auf 433,92 MHz Funkkommandos empfangen. Zusätzlich zur üblichen Fernbedienung ist am Raspi ein kleiner Funkchip angeschlossen, über den die Funksignale ausgesendet werden.

Die Funksteckdosen haben den Nachteil, dass keine Rückmeldung geliefert wird, wie der aktuelle Schaltzustand ist. Wer solche Funksteckdosen kennt, weiß, dass sie nicht immer zuverlässig schalten. Insofern sind sie nur für Anwendungen sinnvoll, bei denen man beobachten kann, ob der Schaltvorgang erfolgreich war.

Ich benutze zur Zeit so eine Funksteckdose zum Abschalten des Radiators im Bad.

Für anspruchsvollere und wichtige Anwendungen sollte man besser das bidcos-Funkprotokoll verwenden. Das ist ein bidirektionales Protokoll. Wenn ein Befehl an einen solchen bidcos-Aktor übertragen wird, meldet der Aktor zurück, ob die Aktion erfolgreich war. Ich verwende so etwas für die Steuerung der Rollade vor dem großen Terrassenfenster und für die Anbindung von Funk-Rauchmeldern. Mein Plan ist, dass künftig der Server eine E-Mail an mich versendet, wenn der Rauchmelder

anspricht. Das muss ich aber erst noch konfigurieren.

Welche Komponenten mit dem bidcos-Verfahren verfügbar sind, wird bei ELV übersichtlich aufgelistet.

Voraussetzung für diese ganze Technik ist natürlich ein Internetzugang für das Wochenendhaus. Ich habe schon seit einiger Zeit einen Internetzugang mit Hilfe einer Fritz-Box und einem Mobilfunk-Modem als USB-Stick im Einsatz (nicht alle Modems sind dafür kompatibel). Im Modem wird die Sim-Karte eingesetzt, für die man einen Vertrag mit einem Provider braucht. Ich habe da für 7 Euro pro Monat eine Flat vereinbart. Das Mobilfunk-Modem wählt sich in das Mobilfunk-Netz ein und über einen dyndns-Dienst ist die IP-Adresse auch von Außen erreichbar. Die Datenrate ist ziemlich begrenzt, reicht aber für diesen Zweck aus.

Wenn man sich in einschlägigen Elektronik-Märkten umschaut, sieht man allenthalben Angebote für Heimautomations-Systeme von verschiedenen Anbietern. Die Systeme sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Vor drei Jahren gab es ein Werbeangebot der Firma RWE, bei der die Grundausstattung für ihr firmeneigenes Automatisierungsystem kostenlos angeboten wurde.

Nachdem ich mich näher damit befasst hatte, stellte sich heraus, dass das System einen firmeneigenen Server erfordert, über den fremde Leute Einblick und Einwirkungsmöglichkeiten auf meine höchst private Umgebung erhalten. Kein Anwender weiß, wer da tätig ist, wie genau der Datenschutz gehandhabt wird und ob vielleicht sogar Daten weitergereicht werden.

Für mich ist so etwas ein absolutes Out-Kriterium. Mir scheint, ein Großteil der Angebote nutzt ein solches unzumutbares Konzept.

Ganz anders die Raspberry-Lösung mit Fhem. Alles liegt auf dem eigenen Server, auf den nur ich Zugriff habe. Der Zugang aus dem Internet läuft über einen Proxy-Server (entweder auf dem gleichen Raspi oder einen weiteren), der das https-Protokoll absichert und über den eine Zugangskontrolle erfolgt.

Ein weiterer wichtiger Vorteil ist: Man ist nicht dem Monopol eines einzigen Anbieters ausgeliefert, sondern kann verschiedene Komponenten nutzen.

Fazit:

Ich finde es ganz toll, dass heutzutage solche Technologien zur Verfügung stehen. Wenn damit Komfort und Sicherheit verbessert werden, warum sollte man moderne Technik nicht einsetzen. Es erfordert nur einiges an Initiative und an Know-How.

Ich habe inzwischen begonnen, für Freunde und Bekannte solche Lösungen einzurichten.

Wenn jemand Interesse hat, mit ca. 150 Euro für die Hardware kann man dabei sein. Zuzüglich die Kosten für einen Internet-Zugang.
Die Software ist gratis und mein Know-How kann ich auch kostenlos anbieten.

 

 

One thought on “Wie geht es meinem Ferienhaus in Goyatz”

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